Es ist also ein echtes aufbrausendes sächsisches Ermittlertalent, das Frank Kreisler da kurzerhand an die Ostseeküste versetzt hat, wo er sich auskennt, denn da wurde er ja geboren, bevor es den Autor vor vielen Jahren nach Leipzig verschlug.
Das eigentliche Dilemma in dieser Geschichte, die mit eindrucksvollen Rückblenden auch den mittelamerikanischen Dschungel und die rauen Wellen des Nordatlantiks ins Bild holt, haben eigentlich die Menschen, die aus Unverstand, aus Liebe oder auch nur finanzieller Bedürftigkeit ins Netz der Drogenkartelle geraten sind, wo andere Regeln herrschen und wo ein Aussteigen eigentlich nur noch auf eine Weise möglich ist: als Futter für die Haifische. Emotionen kann sich da eigentlich niemand leisten. Aber einige Akteure tun es trotzdem und setzen damit tragische Entwicklungen erst in Gang.
Also nichts da mit netten, geruhsamen Ermittlungen in Boltenhagen oder Grevesmühlen oder in abgesperrten Naturschutzrevieren. Vielleicht ist es da ganz gut, dass Trotzenburg eher ein Einzelkämpfer ist, der sich nicht auch noch um die Sicherheit seiner Familie sorgen muss. Wer weiß.
In diesem Fall kommt er jedenfalls mal ohne Degradierung davon, kann den eigentlichen Fall aufklären und damit auch einen wirklich unsympathischen Burschen hinter schwedische Gardinen bringen. Und das auch nur, weil ein einziges Haar einfach in keine seiner Ermittlungsthesen zu passen scheint.
Leipziger Internetzeitung, Ralf Julke, 3/2016
DrogenHanse - Trotzenburg und der Weg des Schnees, fhl Verlag Leipzig 2016